Schifferkinderheim
Aus dem Lehrlingsinternat

 

Das wahre Leben

Nein, unser Heim ist nicht die Insel der Seligen, auch wenn es manchmal so aussieht. Das wahre Leben ist wie überall hart und gemein.

Der Stress beginnt schon damit, dass man sich auf dem schönen bunten Belegungsplan einen möglichst guten Platz ergattern muss. Das erfordert Block für Block harte ,entsagungsvolle
Vorarbeit, nur so kann man in der Zimmerhierarchie aufsteigen.

Dann heisst es, rechtzeitig den reservierten Schlüssel sichern, ehe irgendein hinterhältiger Schuft heimtückisch die Umschläge tauscht.

Dem fast aussichtslosen Kampf um einen Parkplatz ( aus irgendeinem unerfindlichen boshaften Grund darf man nicht im Wintergarten parken )

folgt die grausame, unerbittliche Schlacht ums tägliche Brot.

Jeder ordentliche Krieg hinterlässt ein ausgedehntes Schlachtfeld.

Sogar der Weg zur nächtlichen Ruhe muss Abend für Abend mühselig freigekämpft werden. Wo käme man schließlich hin, wenn man das Gepäck in die Schränke räumen würde.....wo sollte man dann die nassen Handtücher aufhängen ? Nein, auch  im Zimmer wird keine Handbreit Boden dem bösen imaginären Feind überlassen !

So schleppt man sich durch die harte Realität einer Heimwoche.....
Was Freitag von jedem übrig bleibt , ist ein jämmerliches Säcklein schmutzige Wäsche.

Aber keine Bange:
die Schlacht mag verloren sein....der Krieg geht im nächsten Block unvermindert weiter !!



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© Stiftung Schifferkinderheim Würzburg